Ziel der Kita-Initiative ist die Schaffung eines flächendeckenden bedarfsgerechten Angebots, das ausreichend finanziert ist.
Die Probleme in der familienergänzenden Kinderbetreuung sind hinreichend bekannt: chronische Unterfinanzierung des gesamten Bereichs, im internationalen Vergleich massiv überhöhte Elternbeiträge und prekäre Arbeitsbedingungen für das Personal. Schlechte Arbeitsbedingungen führen zu einer unbefriedigenden Betreuungsqualität und die familienergänzende Kinderbetreuung kann damit ihren wichtigsten Zielen nicht nachkommen: eine Chancengerechtigkeit für die Kinder herzustellen und damit auch einen Beitrag an eine qualitativ hochstehende Bildung zu leisten sowie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erleichtern.
Diesen Missständen will die Initiative Rechnung tragen. Der Text beinhaltet einen Rechtsanspruch für jedes Kind, eine Verfassungsgrundlage für eine qualitativ gute Betreuung, einen Absatz, der explizit gute Löhne, bessere Arbeitsbedingungen und einen Anspruch an die Ausbildung stellt und eine Kostenbegrenzung für die Elternbeteiligung, die gleichzeitig den Bund in die Pflicht nimmt, 2/3 der anfallenden Kosten zu tragen.
Ein erster Schritt
Viele dieser Forderungen überschneiden sich mit langjährigen VPOD-Forderungen. Sowohl die Unterfinanzierung wie auch die prekären Arbeitsbedingungen und die ungenügende Betreuungsqualität werden von uns bereits seit längerem kritisiert. Und ebenfalls ungelöst ist die Vereinbarkeitsfrage. Die Initiaitve ist ein erster, wichtiger Schritt zur Behebung dieser Probleme.
Umsetzung in den Kantonen
Als VPOD werden wir von Beginn weg klarmachen, welchen Standard wir bei den Arbeitsbedingungen, der Betreuungsqualität und den Löhnen setzen wollen. Dass der Bund gemäss Initiativtext 2/3 der Kosten tragen muss, ist begrüssenswert, zumal wir immer argumentiert haben, dass ohne verstärktes Engagement durch den Bund keine Verbesserungen möglich sind. Die Umsetzung und allenfalls eine sozialpartnerschaftliche Aushandlung von Arbeitsbedingungen und Löhnen wird aber auch bei Annahme der Initiative auf kantonaler Ebene passieren. Die Initiative kann also Rückenwind geben für einen Arbeitskampf, den wir sowieso bereits leisten.
Unübersichtliches Kantonswirrwar
Das Bonmot «Es isch vo Kanton zu Kanton verschiede» trifft auf die famlienergänzende Kinderbetreuung zu – leider nicht mit positiven Effekten. Für den Schulbereich heisst dies, es gibt keine nationalen Standards und Vorgaben zur Umsetzung von Tagesschulen. Es fehlt überhaupt ein gemeinsames Verständnis darüber, was eine qualitiativ gute Betreuung im Schulalter bedeutet und wie diese Betreuung mit der Schule zusammenzudenken ist, damit sie der Entwicklung der Kinder möglichst gerecht wird. Im Bereich der vorschulischen Kinderbetreuung gibt es bis dato keine einheitlich beschlossenen Standards zur Betreuungsschlüssel, Ausbildungsanforderungen an das Personal, Betreuungsqualität oder Arbeitsbedingungen. Die Kantone tun in beiden Bereichen das, was sie am liebsten machen: wenig und dabei am besten noch sparen. Für ein Land, das Bildung oft vollmundig als «unseren einzigen Rohstoff» bezeichnend, ist der Zustand der familienergänzenden Kinderbetreuung einigermassen beschämend und diese Initiative daher längst überfällig.