Rechte von Live In-Betreuerinnen stärken!

Von: Viviane Hösli, VPOD Gesundheit

Unser Netzwerk Respekt geht neu an die FIZ Fachstelle Frauenhandel und Frauenmigration

2013 gründete die Region Basel des VPOD das Netzwerk Respekt. Damit erhielten die Live In-Betreuer:innen innerhalb des VPOD eine eigene Plattform. Die 24-Std.-Betreuerin Bozena Domanska betreut und berät die Mitglieder von Respekt seit 2013 mit Herzblut und Fachwissen, kennt sie doch die Fallstricke und missbräuchlichen Arbeitsbedingungen in der ambulanten Betreuung selber zu Genüge.

2015 wurde die Beratung niederschwellig und unter Berücksichtigung der prekären Löhne sehr günstig auf die ganze Deutschschweiz ausgeweitet. Diese Ausweitung führte zu vielen erfolgreichen Verhandlungen zugunsten der Betroffenen. So dass der VPOD schliesslich 2022 vor Bundesgericht gewann. Mit diesem Entscheid wurde endlich festgehalten, dass das Arbeitsgesetz auch in Privathaushalten gilt, wenn die Betreuer:innen über Firmen vermittelt werden. Eine Baustelle bleibt weiterhin das direkte Anstellungsverhältnis in Privathaushalten, welches weiterhin dem Arbeitsgesetz nicht unterstellt ist. Hier besteht weiterhin dringender Anstellungsbedarf.

Trotz der teilweise geklärten Rechtslage darf davon ausgegangen werden, dass die Arbeitssituation der Betreuer:innen weiterhin prekär bleibt, da die Abgrenzung von Arbeit, Präsenz und Freizeit ungenügend durchgesetzt wird. Ebenso erleben wir oft Verstösse betreffend der Aufgaben. Oft werden die Frauen nicht nur als Betreuerin eingesetzt, sondern für Gartenarbeiten, Kinderbetreuung, kleinere Malarbeiten oder Reinigungsarbeiten. In einigen Fällen auch zur Pflege, was eine Ausbildung und Bewilligung benötigen würde.

Trotz der juristischen und auch politischen Erfolge ist es dem VPOD nicht gelungen, eine Durchdringung in private Haushalte zu erreichen, welche dem Schutzbedürfnis der Live In-Betreuuer:innen gerecht wird.

Auf der Suche nach einer Lösung für dieses Problem, schlossen sich die Gewerkschaft VPOD und die Fachstelle FIZ zusammen und entwickelten gemeinsam ein Projekt für die niederschwellige Beratung von Care-Migrantinnen und Migranten. Begleitet durch das Know-How des VPOD bietet die FIZ ab sofort ein spezifisches Beratungsangebot an.

Die FIZ verfügt als nationales Kompetenzzentrum in Frauenmigration, Frauenhandel und Ausbeutung über viel Erfahrung in der Beratung, Betreuung und Begleitung von Personen in prekären Arbeitssituationen. Migrant*innen, die in Privathaushalten Betreuungs- und Carearbeit leisten sind somit eine sinnvolle und logische Ergänzung des Angebotes der FIZ. Die FIZ kann mit Hilfe des VPOD ihr Know-How in arbeitsrechtlichen Fragen rund um die Arbeit in Privathaushalten ausbauen und Betroffene erhalten Zugang zum psychosozialen und sozialberaterischen Angebot der FIZ. Die FIZ kann auch dank ihrer internationalen Vernetzung mit anderen Partnerorganisationen in Europa und ihrer politischen Stimme gegen Arbeitsausbeutung und Gewalt einen neuen Schwerpunkt in der Thematik setzen und freut sich das Angebot des VPOD zu übernehmen.


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15.04.2024 MM Netzwerk Respekt PDF (263.5 kB)