Offener Brief an den Schweizerischen Nationalfonds

Von: Fabio Höhener

Der Schweizer Nationalfonds (SNF) möchte für die prekäre Arbeitssituation des Personals während der Corona-Pandemie an den Hochschulen keine Verantwortung tragen! Mit einem offenen Brief hat sich der VPOD an die Geschäftsleitung des SNF gewendet und nochmals die Verlängerung der befisteten Anstellungsverträge gefordert.

Der Grossteil des Lehr- und Forschungspersonals an Schweizer Hochschulen hat befristete Verträge. Foto: Eric Rosse

Sehr geehrte Frau Direktorin des SNF

Meine Damen und Herren der Geschäftsleitung,

Die Gewerkschaft VPOD forderte vergangenen Woche in einer Medienmitteilung die Verlängerung von befristeten Verträgen des Personals an den Hochschulen aufgrund der erschwerten Corona-Situation. Herr Thomas Werder Schläpfer, Mitglied ihres Verwaltungsrates erklärte daraufhin in einem Interview gegenüber Heidi.news, dass die Verlängerung der Verträge von Forschenden, die an SNF-finanzierten Projekten arbeiten, nicht in der Verantwortung Ihrer Institution liegt. Der SNF sei nicht "Arbeitgeber der Forschenden", sondern habe nur eine "Rolle als Förderer der Forschung". Somit fühle sich der SNF von der Forderung des VPOD nicht angesprochen.

Es ist für uns unverständlich, dass der SNF die Verantwortung, für die mit ihren finanziellen Mitteln angestellte ForscherInnen wegdiskutiert. Wie ist es möglich, Forschung zu fördern, ohne dabei die ForscherInnen zu unterstützen?

Bereits vor dem Ausbruch der Coivd-19-Pandemie vertrat Ihre Institution die Haltung, nicht für angemessen Arbeitsbedingungen der von ihnen direkt oder indirekt Beschäftigten verantwortlich zu sein. Dies hat negative Folgen auf die bereits jetzt prekären Anstellungsbedingungen der Angestellten in der öffentlichen Schweizer Forschungslandschaft. So kritisieren wir seit Langem den Ausschluss von (Post-)DoktorandInnen, die sich in einem internationalen Austausch befinden, aus der Arbeitslosenversicherung und der Pensionskasse.

Der SNF hat bereits im letzten Jahr erkannt, dass die Pandemie die Weiterführung der von ihm geförderten Forschungsprojekte beeinträchtigt. Wie Herr Werder Schläpfer selber im Artikel darlegt, hat die SNF bereits zuvor eine Verlängerung von zwei Monaten gewährt. Das zeigt, dass solche Verlängerungen durchaus in der Zuständigkeit des SNF liegen. Für den VPOD ist es unhaltbar, dass sich der SNF weigert, eine weitere Verlängerung überhaupt in Betracht zu ziehen. Umso stossender ist es, dass einige Universitäten die mangelnde Bereitschaft des SNF zur Unterstützung Ihrer in grossen Schwierigkeiten befindlichen ForscherInnen ausnutzen, um die Verlängerung der Verträge ihrer Mitarbeiter um mehr als zwei Monate unter dem Vorwand der dadurch entstehenden Ungleichbehandlung zu verweigern.

Auch heute wäre es einzig richtig, wenn der SNF dieselbe Position vertreten würde, wie zu Beginn der Pandemie: Er muss die Verantwortung für die Verlängerung aller von ihm beantragten kollektiven und individuellen Forschungsprojekte übernehmen, da diese durch die zweite Welle von Covid-19 und die Schließung einer großen Anzahl von Forschungsinfrastrukturen stark verzögert wurden. Die vom VPOD erhaltenen Rückmeldungen von Betroffenen bestärken diese Haltung.

Eine Verlängerung wäre auch für ForscherInnen angezeigt, die "Stipendien" erhalten. Der SNF soll daher ernsthaft in Betracht ziehen, dass diese Gelder in Wirklichkeit Lohnzahlungen sind und dadurch der SNF als Arbeitgeber in der Pflicht ist.

Inmitten der katastrophalen Folgen der fortdauernden Pandemie die auch Hochschulbildung und ‑forschung trifft, warten wir hoffnungsvoll auf Verbesserungen für die Zeit danach. Wir sind überzeugt, dass der SNF dabei ein wichtiger Akteur sein kann, wenn er will.

Es braucht eine Verlängerung der befristeten Verträge!