Hochschulen: Es braucht eine Verlängerung der befristeten Verträge

Von: Fabio Höhener

Die Pandemie hat die Hochschulen hart getroffen und sie stecken unterdessen, wie so viele andere Bereiche, in einer Dauerkrise mit äusserst besorgniserregenden Folgen.

Nicht nur die Arbeitsüberlastung für das gesamte Personal, insbesondere im administrativen Bereich, ist eine Schwierigkeit, sondern auch die Umstellung auf Online-Unterricht für die Lehrenden und die Studierenden. Auch die Forschungstätigkeiten leiden stark unter den aktuell geltenden Reise- und Versammlungseinschränkungen. Diese Einschränkungen werden schwerwiegende, langanhaltende Folgen für die wissenschaftliche Forschung haben, denen wir unbedingt vorbeugen müssen. Bereits vor der Pandemie standen die Angestellten in der Forschung unter extremem Druck. Jetzt hat sich die Situation dramatisiert, wie die vom VPOD erhaltenen Stellungnahmen zeigen.

Die Einschränkungen der Forschungsmöglichkeiten betreffen alle Fachrichtungen, denn kein Wissenschaftler und keine Wissenschaftlerin gibt sich mit Lesen und Schreiben am Computer zufrieden. Die meisten Archive sind geschlossen oder ihr Zugang ist stark eingeschränkt, was die Arbeit von HistorikerInnen stark behindert. Physische Sitzungen sind verboten oder stark eingeschränkt, was die Forschung in der Psychologie oder Soziologie extrem erschwert und oft sogar unmöglich macht. Reisen sind in zahlreichen Regionen der Welt (Brasilien, China, USA) derzeit ausgeschlossen, was unerlässliche Auslandaufenthalte für die Forschung in Fächern wie Internationale Beziehungen, Geologie oder Vergleichender Literaturwissenschaft um Monate verzögert, um nur einige Beispiele zu nennen. Auch wenn die Forschungslabore ihre Aktivitäten Ende Frühling 2020 wieder aufgenommen haben, so ist ihre Nutzung offensichtlich eingeschränkt, was die Forschung in Biologie oder Medizin weiter verzögert. Diese Liste liesse sich leicht verlängern, da alle ForscherInnen betroffen sind.

Aus diesem Grund ist die Datenerhebung, eine für die wissenschaftliche Forschung wesentliche Tätigkeit, seit fast einem Jahr gestoppt, erschwert oder stark verzögert. Und es gibt keine klare Aussicht auf eine Erholung in den kommenden Monaten oder gar Jahren. Diese Situation ist besonders akut für die 80 % der ForscherInnen, die mit prekären, manchmal sehr kurzfristigen Verträgen arbeiten und die während ihres Vertrags eine Forschungstätigkeit (Dissertation, Veröffentlichung, Artikel) ausüben müssen, die eine unabdingbare Voraussetzung für die Fortsetzung ihrer beruflichen Laufbahn darstellt. Besonders kritisch ist die Situation für die DoktorandInnen. Der Unterbruch oder die Verlangsamung ihrer Forschung während den letzten 12 Monaten führen zu einer erheblichen Verzögerung, die den Abschluss der Doktorarbeit gefährdet, was ein herber Verlust für den Einzelnen, aber auch für die Wissenschaft wäre.

Angesichts der sich verschlechternden Arbeitsbedingungen und um die Kontinuität einer Forschung von hoher Qualität sowie die Unterstützung der Beschäftigten an den Hochschulen zu gewährleisten, fordert der Verband des Personals öffentlicher Dienste (VPOD), dass so schnell wie möglich Gespräche über die Verlängerung der befristeten Verträge um mindestens ein Jahr gestartet werden.